Das Tierheim in Málaga
Tiere ohne
Lobby
Die Sorge um verlassene Tiere ließ zahlreiche Initiativen entlang der gesamten Costa del Sol entstehen.
Besonders die Gemeinden mit einem hohen Ausländeranteil konnten durch Spenden vorbildliche Einrichtungen
aufbauen, die sich mit jedem nordeuropäischen Standard messen können.
Leider ist die Situation in der Stadt Málaga anders. Die zahllosen Hunde und Katzen, die von der Polizei
und den Tierfängern in Málaga aufgegriffen werden, landen kurze Zeit später bei der "Sociedad Protectora
de Animales y Plantas".
Das soll nicht heißen, daß sich die Tiere nun in einer für sie furchtbaren Umgebung befinden. So spartanische
die Unterbringungsmöglichkeiten auf den Besucher auch wirken mögen - für die Tiere ist dieses Heim oft Station
eines langen und entbehrungsreichen Hundelebens.
Hier sind Tiere zu finden, die einfach in der Wohnung zum Sterben zurückgelassen wurden, die ihr Leben an einer
kurzen Leine zur Bewachung eines einsamen Grundstücks fristeten oder auch als kurzlebiges Spielzeug für kleine
Kinder gekauft wurden. Tiere, die nicht wissen, daß ein "Hundeleben" auch anders aussehen kann.
Seit über 60 Jahren besteht die Einrichtung "Sociedad Protectora de Animales y Plantas" in Málaga. Der Umgang
mit dem Problem umherstreifender Tiere ließ die Verantwortlichen eher bürokratisch damit umgehen. Allein 90
herrenlose Hunde werden auch heute noch monatlich in der Stadt gefangen und dafür mußte eine
Unterbringungsmöglichkeit gefunden werden.
Die "Sociedad Protectora de Animales y Plantas" verwaltete in der Vergangenheit dieses Problem eher, als daß
sie eine entsprechende Einrichtung anbot. 1984 platzten die Räumlichkeiten aus allen Nähten und es mußte eine
neue Bleibe gefunden werden. Kurzerhand wurde dem Verein ein neues Gelände am Rande von Málaga zugewiesen. Doch
das neue Grundstück brachte den Verein erst richtig in Probleme.
Die Ansiedlung erfolgte direkt neben einem der sozialen Brennpunkte in Málaga. Hier wurde Menschen eine neue
Heimat gegeben, die vorher in Wellblechhütten und Pferdewagen lebten. Die stereotypen Container in der
Nachbarschaft des Tierheims mögen eine Verbesserung für diese Bevölkerungsgruppe sein - Nordeuropäer schauen
trotzdem fassungslos auf die Verhältnisse.
So ist es auch wenig verwunderlich, daß sich Mißgunst gegenüber dem Verein bei seinen Nachbarn gebildet hat
und Hilfe für Tiere ihnen bei der eigenen Situation eher sarkastisch vorkommt. Keine gute Basis für ein Zusammenleben.
Seit 16 Jahren besteht diese Nachbarschaft nun - und seit 16 Jahren gibt es Probleme. Ein neuer Fensterrahmen wird
eingesetzt, - am nächsten Tag ist er weg, neue Ziegel für eine Bedachung werden angeschafft, - am nächsten Tag sind
sie weg, und erstaunlich, ein aggressiver Rottweiler wurde eingeliefert,- am nächsten Tag ist er weg und zerfleischt
wahrscheinlich gerade einen anderen entführten Hund für die Wetteinsätze eines begeisterten Publikums. Probleme,
die bei nordeuropäischen Tierheimen kaum vorstellbar sind.
José Carlos Cabra Ruiz (siehe Bild rechts) ist seit Januar 2000 Präsident der Tierschutzvereinigung. Keine einfache
Aufgabe. Doch José ist Tierfreund und kein Bürokrat. Die Balance zu halten, zwischen seinen Hoffnungen und den
Gegebenheiten, ist für ihn dabei nicht ganz einfach. Tiere in Not aufzunehmen ist für ihn selbstverständlich und
keines der Tiere wird eingeschläfert - es sei denn, es ist ansteckend krank oder übermäßig aggressiv. So ist die
Tierschar allein an Hunden auf fast 500 angestiegen.
Weitere Investitionen in das bisherige Gelände zu tätigen, hält José Ruiz für wenig sinnvoll. Inzwischen wurde dem
Verein ein anderes Gelände zugewiesen, der sich für die Verwirklichung eines neuen Tierheims ideal eignet.
Mittlerweile entstand ein Plan für eine neue Anlage, die alle Bedürfnisse der Tiere erfüllt. Das Gelände wurde
bereits planiert und in kurzer Zeit ist mit dem Baubeginn zu rechnen.
So wird prognostisiert. Doch die Situation ist eigentlich anders. Die "Sociedad Protectora de Animales y Plantas"
hat kein Geld. Die jährliche Unterstützung des Rathauses von Málaga reicht bei weitem nicht und Spenden erreichen
die Vereinigung nur zögerlich. Weitere Baumaßnahmen macht der Bauunternehmer verständlicherweise auch von weiteren
Zahlungen abhängig. So ist der Fortschritt der Baumaßnahmen auch von der Solvenz der Tierschutzvereinigung abhängig.
Für das neue Tierheim hat José Carlos Cabra Ruiz jedoch schon genaue Vorstellungen. Zwinger mit Laufanlagen,
Tierarztstation, Tiershop und Kontaktbüro zur Organisation sind integriert und bieten eine optimale Betreuung der
Tiere. Leider wurde bisher noch nicht einmal ein Drittel der notwendigen Gelder erwirtschaftet. Doch José gibt nicht auf.
Bisher hat der Verein etwa 700 Mitglieder. Viel zu wenig. Für eine Großstadt wie Málaga sogar lächerlich wenig.
Die Mitgliederwerbung ist eines der wichtigsten Ziele. Um Mitglied bei "Sociedad Protectora de Animales y Plantas"
zu werden benötigt es nicht viel: Ein fester Wohnsitz und 5 Euro im Monat als Beitrag sind ausreichend - einen
Mitgliedsantrag als excel-file können Sie sich hier runterladen. Wenn Sie passives Mitglied
werden möchten, so füllen Sie den Antrag bitte sorgfältig aus und faxen oder schicken diesen zusammen
mit einer Kopie Ihres Personalausweises und (nur bei Überweisung) einer Kopie des Überweisungsträgers
direkt nach Málaga. Natürlich wird auch gerne ein größerer Spendenbeitrag entgegengenommen und die
steuerlich absetzbare Quittung angeboten.
Derzeit ist unsere deutsche Ansprechpartnerin vor Ort noch sehr krank, daher ist es uns nicht möglich Kontakte
zu dem Tierheim herzustellen. Tut uns wirklich leid! Aber da es seit Anfang 2002 schon einige (meist Damen) gab,
die dankenswerterweise helfen wollten, haben wir einen Kontakt zur Tierhilfe Aktiv in Cómpeta hergestellt.
Auch hier wird Hilfe an allen Ecken und Enden benötigt, sei es Decken, Geldspenden oder einfach nur eine
Flugpatenschaft. Natürlich benötigt auch das Tierheim in Málaga immer noch Hilfe, hier können
wir im Moment jedoch nicht vermitteln.
Bitter war die Geschichte einer Tierfreundin, die ihr Vermächtnis dem Tierheim stiftete und die Anwaltskosten mit den
prozessierenden Nachfahren die Erbschaftssumme fast aufbrauchten. Bitter für jeden. Das Tierheim gewann, doch das Geld
war weg.
In das alte Gelände mag José Carlos Cabra Ruiz nicht mehr investieren. "Wird ja doch alles geklaut ...", ist der
frustrierte Kommentar. Mühsam versuchen er und seine Helfer das Gelände "hunde- und katzenwürdig" zu halten.
Abtrennungen aus Moniereisen und Schattenspender mit Hilfe von Plastikplanen sind zur Zeit die einzige Alternative.
Nur die freiwilligen Helfer, die häufig weite Anfahrtsstrecken in Kauf nehmen, schaffen es noch, den Betrieb aufrecht
zu halten. Mehr als 500 Hunde und nicht weniger Katzen sind bei drei fest angestellten Mitarbeitern selbst unter
optimalen Umständen einfach zuviel. Hilfe ist dringend notwendig.
Vielleicht sollte auf Grund solcher Umstände auch stärker an einem Zusammenschluß der Tierschutzverbände an der
Costa del Sol gedacht werden.
Natürlich ein Wunsch der finanziell eher schwach ausgestatteten Vereinigungen an der Costa del Sol. Trotzdem ist
schwer zu verstehen, daß ein Hund in Marbella gänzlich andere Aussichten hat als in Málaga (bitte jetzt aber
keine Tiere in Marbella aussetzen).
Wer die Situation verstehen möchte, sollte sich einfach mal zu einem Besuch im Tierheim von Málaga entschließen.
Für viele unverständlich, finden sich hier traumhafte Huskies, reinrassige Schäferhunde, Kuschelhunde und treue
Freunde, - Hunde, die sich jeder Tierliebhaber wünscht.
Scheuen Sie nicht den Besuch und sehen sie sich zuerst die "Hunde ohne Lobby" in Málaga an.
Jon Frederik Heitmann (43), Fotograf und freier Journalist mit Wohnsitz in Südspanien ist Autor zahlreicher
Fachbeiträge und Publikationen über Andalusien. Freundlicherweise stellte er uns diesen auch im
"aktuellen Spanienmagazin" (www.spanien-aktuell.com)
veröffentlichten Artikel zur Verfügung.
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