Benalmádena
Eigentlich besteht Benalmádena aus drei Ortschaften: Dem kleinen Bergdorf "Benalmádena Pueblo",
dem städtisch orientierten "Arroyo de la Miel" und dem Badeort "Benalmádena-Costa". Die
flächenmäßig kleinste Gemeinde der Costa del Sol schafft es, einen Großteil der
Anziehungskraft des spanischen Südens in sich zu vereinigen.
Ein kleiner Bach, umgeben von weitläufigen Wiesen mit einer unglaublichen Fülle botanischer Vielfalt -
so muß man sich die Landschaft rund um Benalmádena zur Zeit der Römer vorstellen.
Bienenzüchter ließen sich als erste Siedler hier nieder. Die Pflanzenvielfalt
der Landschaft ließ sich hervorragend zur Herstellung eines besonderes
hochwertigen Honigs nutzen. Der heutige Ortsteil "Arroyo de la Miel "(Honigbächlein) entstand bereits vor
2.000 Jahren und wurde zum bevorzugten Ziel für Imker, die hier die Verarbeitung des süßen
Naturproduktes durchführten. Neben der Honig- und Wachsherstellung wurde später auch die Fischverarbeitung
zu einem der wirtschaftlichen Standbeine von Benalmádena.
Den Arabern, die das benachbarte Benalmádena Pueblo gründeten, ist die Namensgebung der heutigen
Gemeinde zu verdanken. "Söhne der Minen" bedeutet der Ortsname im Arabischen und läßt vermuten,
daß sich hier überwiegend Arbeiter aus den neu entstandenen, nahen Silberminen niederließen.
Zur Zeit der Rückeroberung durch die Christen wurde auch Benalmádena Schauplatz des erbitterten
Wiederstandes der Araber. König Fernando mußte die schwierige Offensive selbst dirigieren und
zerstörte dabei die entstandene arabische Kultur fast völlig. Die Festungstürme Torre Quebrada,
Torre Bermeja und Torre de los Molinos wurden zerstört und erst später im Auftrag der Königin
aus strategischen Gründen wieder aufgebaut. Die Angst war nicht unbegründet. Überfälle
der gefürchteten Seeräuber und brandschatzenden Engländer kamen häufig an der Küste vor.
Ein im 18. Jahrhundert gesunkenes Schiff, das mit Marmor beladen war, kam vor 30 Jahren zu späten Ehren:
Die Stadt barg den Marmor und verlegte den Fußboden des heutigen "Archäologischen Museums" damit.
Nach der Vertreibung der Araber fiel der Ort zunehmend in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. 1621 wurde auf
den Resten des ehemaligen arabischen Castells in Benalmádena Pueblo eine Kirche errichtet, deren Alter sich
jedoch nach zahlreichen Restaurierungen heute kaum noch bestimmen läßt. Bemerkenswert sind jedoch
die Gartenanlagen, die sich um die Kirche verteilen. Ursprünglich von den Mauren angelegt und nach Jahrhunderten
der Vernachlässigung völlig verwildert, beauftragte die Stadt den bekannten kanarischen Garten-Architekt
César Manrique damit, eine Neugestaltung vorzunehmen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Terrassenförmig
angelegte Gärten, weiter Blick auf die Küste, unaufdringlich plazierte Freizeiteinrichtungen. Ein
futuristischer, gläserner Fahrstuhl erspart den "mühsamen" Aufstieg vom Parkplatz zur Kirche.
Doch zurück zur Vergangenheit:
Einen Aufschwung erlebte der Ort erst im 18. Jahrhundert. Durch die Gründung der Papierfabriken von Felix
Solecio ließen sich immer mehr Menschen in Benalmádena und Arroyo de la Miel nieder. Dieses zog auch
die Ansiedlung zahlreicher Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe mit sich. 1785 entstand das "Neutorillo de
la Perrc" - ein Wirtshaus, an dem Ziegenhirten und Fuhrmänner einkehrten, um Vorräte zu kaufen, Wein
zu trinken und sich ein wenig auszuruhen. Die Herberge wurde vor 20 Jahren aufwendig restauriert und dient auch
heute wieder als Gasthaus.
Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts entdeckte der Ort den Tourismus für sich. Vermögende
Spanier ließen sich an diesem idyllischen, nur 15 Kilometer von Málaga entfernten Ort nieder oder
bauten sich ihre Ferienresidenzen. Das "Castillo Bil-Bil", welches durch seine auffällige arabische Architektur
immer wieder die Blicke der Touristen am Strand von Benalmádena-Costa auf sich zieht, wurde erst 1934 von
Francisco Fernandez gebaut. Leider konnte er seine luxuriöse Residenz wegen des Bürgerkriegs nie beziehen.
1981 wurde es vom Rathaus gekauft und mit Millionenaufwand stilvoll zum Kultur- und Touristikzentrum restauriert.
Für Benalmádena-Costa war hier der Anfang einer Entwicklung, die sie von ein paar Fischerhütten zum
bevölkerungsreichsten Ortsteil der Gemeinde führte. Ein regelrechter Boom entstand in den 50er Jahren.
Die Entwicklung, die im nahen, jetzt schon international bekannten Torremolinos begonnen hat, findet in
Benalmádena seine Fortsetzung. In kurzer Zeit entstanden eine Vielzahl großer Hotelkomplexe.
Besonders die küstennahen Ortsteile wurden davon betroffen. Schnell überrundeten Benalmádena-Costa
und Arroyo de la Miel den Stadtkern von Benalmádena an Einwohnerzahl und wurden zum neuen Zentrum der meisten
Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichen Einrichtungen.
Anfang der 70er Jahre mußte das Rathaus eine Notbremse ziehen, um wenigstens den typischen alten Dorfkern von
Benalmádena zu erhalten. In Arroyo de la Miel waren die Spuren der Vergangenheit schon praktisch ausgelöscht.
Die ehemalige Papierfabrik neben dem "Spanischen Platz", das Bächlein, das neben der Kirche floß und eine
Vielzahl der alten Häuser sind verschwunden. Noch vor 40 Jahren war dieser Bach der Treffpunkt und Waschplatz
der Frauen des Ortes gewesen.
Das Geld, das durch den Tourismus in die Stadtkassen floß, sollte jetzt auch in den Erhalt des historischen
Bestands der Stadt und in die Verbesserung der touristischen Infrastruktur gesteckt werden. International bekannte
Architekten wurden engagiert, hochrangige Investoren angeworben und strenge Bauauflagen für zukünftige Projekte
vergeben.
Im Umland entstanden Urbanisationen, die mit ihrer höheren Wohnqualität auch immer mehr Nordeuropäer
ansprachen. 1975 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Gebiet von Benalmádena bei 62,1 Prozent.
Der Reiz, ohne große Wege zwischen Strandurlaub, romantischen Spaziergängen und quirligen Stadtbetrieb
wählen zu können, macht den Ort für Touristen so attraktiv.
Auch das Hinterland ist ausgesprochen reizvoll. In sanft abfallenden Hügeln erstrecken sich die Berge von Mijas,
die mit dem "Cerro Castillejo" immerhin die Höhe von fast 1.000 Meter erreichen. Erst vor kurzem wurde eine
Seilbahn eröffnet, die diese faszinierende Landschaft mit der Küste verbindet. Über 500 Arten von
Süßgräsern, Legominosen und Lippenblütlern sind hier beheimatet. Im benachbarten "Monte Celamono"
sind kleine Grotten zu finden, in denen Funde noch aus der Zeit der Besiedelung in der Prähistorik entdeckt wurden.
Manch Einheimischer schwört in dieser Gegend - entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse - daß es sich
bei dem Berg um einen erloschenen Vulkan handelt.
Heute hat Benalmádena etwa 30.000 Einwohner und ist eines der Zentren des Tourismus an der Costa del Sol. Mehr
als 60.000 Besucher hat der Ort jedes Jahr zu verzeichnen. Mit Prestigeobjekten, wie dem exklusiven neuen Yachthafen
und den zahlreichen neu entstandenen Golfplätzen, streift Benalmádena inzwischen das Image vom
"Billigtourismus" ab. Attraktionen, wie das Aquarium "Sea-Life", der Vergnügungspark "Tivoli", die Seilbahnfahrt
oder der Kasinobesuch, werden aber auch in Zukunft Hauptgründe dafür sein, Benalmádena als Urlaubsziel
zu wählen.
Jon Frederik Heitmann (43), Fotograf und freier Journalist mit Wohnsitz in Südspanien ist Autor
zahlreicher Fachbeiträge und Publikationen über Andalusien. Freundlicherweise stellte er uns diesen auch im
"aktuellen Spanienmagazin" (www.spanien-aktuell.com)
veröffentlichten Artikel zur Verfügung.
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