Benalmádena



Benalmádena - August 2001

Eigentlich besteht Benalmádena aus drei Ortschaften: Dem kleinen Bergdorf "Benalmádena Pueblo", dem städtisch orientierten "Arroyo de la Miel" und dem Badeort "Benalmádena-Costa". Die flächenmäßig kleinste Gemeinde der Costa del Sol schafft es, einen Großteil der Anziehungskraft des spanischen Südens in sich zu vereinigen.

Ein kleiner Bach, umgeben von weitläufigen Wiesen mit einer unglaublichen Fülle botanischer Vielfalt - so muß man sich die Landschaft rund um Benalmádena zur Zeit der Römer vorstellen.

Bienenzüchter ließen sich als erste Siedler hier nieder. Die Pflanzenvielfalt der Landschaft ließ sich hervorragend zur Herstellung eines besonderes hochwertigen Honigs nutzen. Der heutige Ortsteil "Arroyo de la Miel "(Honigbächlein) entstand bereits vor 2.000 Jahren und wurde zum bevorzugten Ziel für Imker, die hier die Verarbeitung des süßen Naturproduktes durchführten. Neben der Honig- und Wachsherstellung wurde später auch die Fischverarbeitung zu einem der wirtschaftlichen Standbeine von Benalmádena.

Den Arabern, die das benachbarte Benalmádena Pueblo gründeten, ist die Namensgebung der heutigen Gemeinde zu verdanken. "Söhne der Minen" bedeutet der Ortsname im Arabischen und läßt vermuten, daß sich hier überwiegend Arbeiter aus den neu entstandenen, nahen Silberminen niederließen.

Wappen von Benalmádena Zur Zeit der Rückeroberung durch die Christen wurde auch Benalmádena Schauplatz des erbitterten Wiederstandes der Araber. König Fernando mußte die schwierige Offensive selbst dirigieren und zerstörte dabei die entstandene arabische Kultur fast völlig. Die Festungstürme Torre Quebrada, Torre Bermeja und Torre de los Molinos wurden zerstört und erst später im Auftrag der Königin aus strategischen Gründen wieder aufgebaut. Die Angst war nicht unbegründet. Überfälle der gefürchteten Seeräuber und brandschatzenden Engländer kamen häufig an der Küste vor. Ein im 18. Jahrhundert gesunkenes Schiff, das mit Marmor beladen war, kam vor 30 Jahren zu späten Ehren: Die Stadt barg den Marmor und verlegte den Fußboden des heutigen "Archäologischen Museums" damit. Nach der Vertreibung der Araber fiel der Ort zunehmend in wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. 1621 wurde auf den Resten des ehemaligen arabischen Castells in Benalmádena Pueblo eine Kirche errichtet, deren Alter sich jedoch nach zahlreichen Restaurierungen heute kaum noch bestimmen läßt. Bemerkenswert sind jedoch die Gartenanlagen, die sich um die Kirche verteilen. Ursprünglich von den Mauren angelegt und nach Jahrhunderten der Vernachlässigung völlig verwildert, beauftragte die Stadt den bekannten kanarischen Garten-Architekt César Manrique damit, eine Neugestaltung vorzunehmen. Das Ergebnis ist beeindruckend. Terrassenförmig angelegte Gärten, weiter Blick auf die Küste, unaufdringlich plazierte Freizeiteinrichtungen. Ein futuristischer, gläserner Fahrstuhl erspart den "mühsamen" Aufstieg vom Parkplatz zur Kirche.

Doch zurück zur Vergangenheit:
Einen Aufschwung erlebte der Ort erst im 18. Jahrhundert. Durch die Gründung der Papierfabriken von Felix Solecio ließen sich immer mehr Menschen in Benalmádena und Arroyo de la Miel nieder. Dieses zog auch die Ansiedlung zahlreicher Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe mit sich. 1785 entstand das "Neutorillo de la Perrc" - ein Wirtshaus, an dem Ziegenhirten und Fuhrmänner einkehrten, um Vorräte zu kaufen, Wein zu trinken und sich ein wenig auszuruhen. Die Herberge wurde vor 20 Jahren aufwendig restauriert und dient auch heute wieder als Gasthaus.
Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts entdeckte der Ort den Tourismus für sich. Vermögende Spanier ließen sich an diesem idyllischen, nur 15 Kilometer von Málaga entfernten Ort nieder oder bauten sich ihre Ferienresidenzen. Das "Castillo Bil-Bil", welches durch seine auffällige arabische Architektur immer wieder die Blicke der Touristen am Strand von Benalmádena-Costa auf sich zieht, wurde erst 1934 von Francisco Fernandez gebaut. Leider konnte er seine luxuriöse Residenz wegen des Bürgerkriegs nie beziehen. 1981 wurde es vom Rathaus gekauft und mit Millionenaufwand stilvoll zum Kultur- und Touristikzentrum restauriert. Für Benalmádena-Costa war hier der Anfang einer Entwicklung, die sie von ein paar Fischerhütten zum bevölkerungsreichsten Ortsteil der Gemeinde führte. Ein regelrechter Boom entstand in den 50er Jahren. Die Entwicklung, die im nahen, jetzt schon international bekannten Torremolinos begonnen hat, findet in Benalmádena seine Fortsetzung. In kurzer Zeit entstanden eine Vielzahl großer Hotelkomplexe. Besonders die küstennahen Ortsteile wurden davon betroffen. Schnell überrundeten Benalmádena-Costa und Arroyo de la Miel den Stadtkern von Benalmádena an Einwohnerzahl und wurden zum neuen Zentrum der meisten Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichen Einrichtungen.

Anfang der 70er Jahre mußte das Rathaus eine Notbremse ziehen, um wenigstens den typischen alten Dorfkern von Benalmádena zu erhalten. In Arroyo de la Miel waren die Spuren der Vergangenheit schon praktisch ausgelöscht. Die ehemalige Papierfabrik neben dem "Spanischen Platz", das Bächlein, das neben der Kirche floß und eine Vielzahl der alten Häuser sind verschwunden. Noch vor 40 Jahren war dieser Bach der Treffpunkt und Waschplatz der Frauen des Ortes gewesen.

Das Geld, das durch den Tourismus in die Stadtkassen floß, sollte jetzt auch in den Erhalt des historischen Bestands der Stadt und in die Verbesserung der touristischen Infrastruktur gesteckt werden. International bekannte Architekten wurden engagiert, hochrangige Investoren angeworben und strenge Bauauflagen für zukünftige Projekte vergeben.
Im Umland entstanden Urbanisationen, die mit ihrer höheren Wohnqualität auch immer mehr Nordeuropäer ansprachen. 1975 lag der Anteil der ausländischen Bevölkerung im Gebiet von Benalmádena bei 62,1 Prozent. Der Reiz, ohne große Wege zwischen Strandurlaub, romantischen Spaziergängen und quirligen Stadtbetrieb wählen zu können, macht den Ort für Touristen so attraktiv.

Auch das Hinterland ist ausgesprochen reizvoll. In sanft abfallenden Hügeln erstrecken sich die Berge von Mijas, die mit dem "Cerro Castillejo" immerhin die Höhe von fast 1.000 Meter erreichen. Erst vor kurzem wurde eine Seilbahn eröffnet, die diese faszinierende Landschaft mit der Küste verbindet. Über 500 Arten von Süßgräsern, Legominosen und Lippenblütlern sind hier beheimatet. Im benachbarten "Monte Celamono" sind kleine Grotten zu finden, in denen Funde noch aus der Zeit der Besiedelung in der Prähistorik entdeckt wurden. Manch Einheimischer schwört in dieser Gegend - entgegen aller wissenschaftlichen Erkenntnisse - daß es sich bei dem Berg um einen erloschenen Vulkan handelt.

Heute hat Benalmádena etwa 30.000 Einwohner und ist eines der Zentren des Tourismus an der Costa del Sol. Mehr als 60.000 Besucher hat der Ort jedes Jahr zu verzeichnen. Mit Prestigeobjekten, wie dem exklusiven neuen Yachthafen und den zahlreichen neu entstandenen Golfplätzen, streift Benalmádena inzwischen das Image vom "Billigtourismus" ab. Attraktionen, wie das Aquarium "Sea-Life", der Vergnügungspark "Tivoli", die Seilbahnfahrt oder der Kasinobesuch, werden aber auch in Zukunft Hauptgründe dafür sein, Benalmádena als Urlaubsziel zu wählen.

Jon Fredrik Heitmann

Jon Frederik Heitmann (43), Fotograf und freier Journalist mit Wohnsitz in Südspanien ist Autor zahlreicher Fachbeiträge und Publikationen über Andalusien. Freundlicherweise stellte er uns diesen auch im "aktuellen Spanienmagazin" (www.spanien-aktuell.com) veröffentlichten Artikel zur Verfügung.

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